«der neue schwur der drei eidgenoss*innen»
Eine erfundene Geschichte kann identitätsstiftend und visionsfördernd sein, das wissen alle, die Wilhelm Tell und den Rütlischwur der drei Eidgenossen kennen. Insofern soll meine Installation dazu anregen, sich selber eine neue, passendere, vielversprechendere Geschichte zu erfinden und sich nicht nur von Idealen leiten, sondern auch von der Fantasie tragen zu lassen.
Gleichzeitig soll dieser Aufbruch mit den «Wurzeln» der Schweiz verbunden werden – u. a. auch, um aufzuzeigen, dass niemand unsere Werte und Traditionen für sich gepachtet hat.
alte Bilder so verändern, dass sie uns wieder dienen
Für eine gerechtere Welt braucht es meiner Ansicht nach nicht nur neue Visionen, sondern auch neue Geschichten. Wir sind frei, für uns selber neue Geschichten zu erfinden und somit neue Traditionen zu begründen.
Dafür müssen wir nicht alles Alte über Bord werfen oder unsere eigene Herkunft abstreifen – sondern die alten Bilder so verändern, dass sie uns wieder dienen und für unsere Visionen förderlich sind. Schliesslich sollten wir uns nicht nach den Erzählungen von anderen richten, sondern nach unseren ganz eigenen.
Neue Interpretation der Sätze Schillers
In diesem Sinne schlage ich einen neuen Schwur vor – als Zeichen des Aufbruchs in eine neue Zeit, in der tatsächlich alle gleichwertig und gleichwürdig sein können.
Meine Installation besteht aus drei «Advancines», die wie die drei Eidgenossen zusammenstehen und ihre ausgestreckten Hände zusammenhalten, um sich gegenseitige Unterstützung zu schwören. Doch anders als bei Schiller und dem legendären Rütlischwur geht es bei den drei «Advancines» nicht um einen militärischen Unterstützungsbund, sondern um die Unterstützung beim Erreichen neuer Ideale und bei der Loslösung von alten Rollenbildern. Und so habe ich die berühmten Sätze Schillers:
«Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,
in keiner Not uns trennen und Gefahr.
Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,
eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.
Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.»
umgeschrieben zu:
Wir wollen sein ein pluralistisches Volk von Geschwistern,
in jeder Not uns helfen und Gefahr.
Wir wollen freier sein als unsere Eltern,
eher rollenlos, als in der Knechtschaft einer Rolle leben.
Wir wollen trauen auf die höchsten Ideale
und uns nicht fürchten vor der Ignoranz der Menschen.
Marco Michel
marco michel – biographie
WAS BEDEUTET «STRONGER WHEN EQUAL» FÜR SIE, herr beer?
Wir haben Führungspersönlichkeiten unserer Ausstellungspartner zum Thema interviewt. Die «Advancine» «Der neue Schwur der drei Eidgenoss*innen» wird nach der Ausstellung bei Zurich ihr neues Zuhause finden.
Hier geht’s zum Interview mit Juan Beer, CEO Zurich Schweiz. Darin verrät er uns unter anderem, wie sich Zurich konkret für Geschlechtergleichstellung und Inklusion einsetzt.
IMPRESSIONEN AUS DEM «MAKING-OF»
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