«Stronger when equal»: Wir sind alle stärker, wenn gleichgestellt. Was bedeutet das für Sie persönlich?

Ich denke, “stärker durch Gleichstellung” ist auf alle Aspekte des Lebens anwendbar. Für mich bedeutet es, dass wir alle die gleiche Chance haben sollten, uns beruflich weiterzuentwickeln, uns zu entfalten und gehört zu werden. Gleiche Chancen schaffen eine bessere Arbeitsumgebung für alle und verbessern die Zusammenarbeit, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, unsere Ziele zu erreichen oder zu übertreffen. Gleichheit bedeutet nicht, dass alle dasselbe Gehalt bekommen oder die gleiche Arbeit machen, sondern dass alle die Chance auf Erfolg haben, mit dem gleichen Respekt behandelt und für ihren Beitrag wertgeschätzt werden.

Welchen Rat für das Schaffen eines integrativen und vielfältigen Arbeitsumfelds hätten Sie als junge Führungskraft gut gebrauchen können?

Ich hätte gerne besser verstanden, wie unbewusste Vorurteile entstehen und das Arbeitsumfeld beeinflussen, um diese zu identifizieren und dagegen vorzugehen. Obwohl zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn offene Diskriminierung besser kontrolliert wurde, wurden in meiner Ausbildung die weniger sichtbaren, aber ebenso schädlichen unbewussten Vorurteile nicht angesprochen oder offen diskutiert. Wir lernten durch Erfahrung, wenn überhaupt!

Heute schulen Robeco und viele andere Unternehmen alle Mitarbeitenden, einschliesslich diejenigen die am Anfang ihrer Laufbahn stehen darin, vielfältige Arbeitsplätze zu fördern, an denen alle geschätzt werden. Dies ist zu wichtig, um darauf zu warten, bis die Leute Führungsaufgaben übernehmen – oder noch schlimmer, um es dem Zufall zu überlassen.

Was geben Sie jungen Leuten mit auf den Weg, die sich beruflich verwirklichen und gleichzeitig auch eine Familie haben wollen? Wie sollten wir Kinder heute für eine gleichgestellte Zukunft erziehen?

Es ist schwer, zu jeder Zeit des Lebens mehrere Verantwortlichkeiten miteinander zu vereinbaren. Daher bin ich der Meinung, dass wir jede Chance nutzen sollten, die sich uns im Leben und in der Karriere bietet.

In der Schweiz gibt es heute mehr Unterstützung für die Vereinbarung von Arbeit und Familie als je zuvor, für Frauen und Männer gleichermassen. Der Wandel hat sich schrittweise vollzogen, ist aber beträchtlich. Insbesondere für Frauen stellt sich nicht länger die Frage, sich zwischen Familie und Karriere entscheiden zu müssen. Jeder erlebt das Familienleben anders, daher habe ich keine Ratschläge für andere Leute, wie sie ihre Kinder erziehen sollen.

Meine Kinder sind noch in der Grundschule, also sind sie noch in der Entwicklungsphase. Das Beste, was Eltern tun können, ist aus meiner Sicht, ihren Kindern etwas über die Welt, unsere Auswirkungen auf die Umwelt und die Ungleichheiten in unserer Gesellschaft beizubringen und zu versuchen, ihnen ein Gefühl für Moral und Verantwortung zu vermitteln. Damit können sie unser Streben nach einer nachhaltigen Welt fortsetzen, wenn wir die Führungsrolle an sie übergeben. Realistischerweise denke ich, dass sich der Wandel immer noch in Generationen vollzieht. Doch die Fortschritte, die wir gemacht haben und die erreichte Dynamik machen mich optimistisch, dass sich der Wandel beschleunigen wird.

10 Jahre Advance, unterwegs mit der Mission «Geschlechtergleichstellung und Diversität in den Kadern der Schweizer Wirtschaft»: Wie lautet Ihr Wunsch für Fortschritt in Sachen Geschlechter-Balance für die nächsten zehn Jahre? Und wie sehen Sie die Rolle von Führungspersonen auf dieser Reise?

Ich hoffe, dass wir in den nächsten zehn Jahren weitere Fortschritte in Sachen Geschlechtergleichstellung und Diversität erzielen werden.

In meiner Branche und in den Ländern, in denen ich gearbeitet habe – Grossbritannien und der Schweiz – hat sich seit Beginn meiner Karriere viel verändert. Ich bin mir bewusst, dass ich es einfacher hatte als Frauen, die 10 oder 20 Jahre vor mir gestartet sind. Gleichzeitig beobachte ich, dass jüngere Frauen und Männer am Anfang ihres Berufslebens Dinge für selbstverständlich halten, die für mich noch eine Herausforderung darstellten.

Ich bin Realistin und glaube, dass wir wahrscheinlich nie eine perfekte oder ideale Gesellschaft haben werden. Es wird immer notwendig sein, die Verwundbarsten zu schützen und die Benachteiligten zu fördern. Auf persönlicher Ebene können wir als Führungskräfte dazu beitragen, Arbeitsplätze zu schaffen, die wir uns selbst gewünscht hätten.

Wie viel Ihrer Zeit investieren Sie im Haushalt? Wenn Sie eine Familie haben oder in Partnerschaft leben, ist diese Arbeit gleichermassen aufgeteilt? Was ist Ihre Lieblings-Haushaltsarbeit?

Ich muss zugeben, dass ich in keinem perfekt geputzten Haus lebe und Kleidung bevorzuge, die nicht gebügelt werden muss! Priorisieren ist der Schlüssel. So ziehe ich es vor, zum Klavierkonzert meiner Tochter zu gehen, anstatt im Haus zu staubsaugen. Und solange wir saubere Kleidung haben, spielt es keine Rolle, ob es in den Schubladen oder Schränke unordentlich ist.

Mein Partner und ich teilen uns die physische und mentale Arbeitsbelastung, die mit der Haushaltsführung und dem Familienleben verbunden ist. Wir sind flexibel genug, um uns an die Arbeitszeiten des anderen und die sich verändernden Bedürfnisse unserer Kinder anzupassen.

Es ist eine Herausforderung, wenn einer von uns reisen muss oder wir beide wichtige Termine haben. Doch keiner von uns hätte seine Karriere ohne die Unterstützung des anderen fortsetzen können. Es hilft auch enorm, wenn Arbeitgebende flexibel und verständnisvoll sind. Diese Einstellung halte ich auch bei meinem Team aufrecht.

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