Campaign 2021 Marc Oliver Nissen - We advance

Would I be where I am?

Diversity is not an attitude which can be trained like common business skills. Diversity and inclusion are the cornerstones of a modern and educated society In WHICH I want to live.

Marc Oliver Nissen, Regional Head of Enterprise Sales LinkedIn

Denken Sie, dass Sie heute auch als Frau in der obersten Führungsetage wären?

Leider nein. Ich wurde Ende der 60iger Jahre geboren. In dieser Zeit und auch später als Heranwachsender in den 70iger und 80iger Jahren entwickelte sich die Gesellschaft zwar hin zu mehr Offenheit und Gleichberechtigung, doch leider haben sich die klassischen Rollenbilder im Berufsleben nicht wesentlich verändert.

Die Wichtigkeit der Frauenrechtsbewegung Anfang der 70iger im Rahmen der Abschaffung des Paragraphen 218 sind mir stark in Erinnerung geblieben und waren ein Grund dafür, mich später politisch für Frauenrechte zu engagieren. Seitdem ist viel passiert und ich blicke positiv in die Zukunft, doch es bleibt noch viel zu tun.

Welche Rolle spielten Geschlechterstereotypen und Rollenmuster in Ihrem Leben?

Kurz gesagt: Sie waren alle vorhanden. Nicht zwangsläufig in meiner Familie. Durch die Selbstständigkeit meines Vaters als Architekt und die Mitwirkung meiner Mutter beim Aufbau des Geschäfts lernte ich sehr früh die Wichtigkeit und gleichzeitige Stärke von divers besetzten Teams kennen. Doch in meinem Umfeld erlebte ich die klassischen Stereotypen wie Jungs tragen blau, Mädchen rot, oder Jungs spielen Fussball und Mädchen gehen zum Ballett. Dass diese Prägung oft schon viel zu früh beginnt, habe ich damals nicht realisiert. Heute weiss ich es.

Und wie stark sind sie in Ihrem Arbeitsumfeld heute noch präsent?

Das ist die gute Nachricht. Diese Muster finden in meiner Arbeitsrealität nicht mehr statt. Damit will ich nicht sagen, dass es sie nicht mehr gibt. Ein Blick auf die aktuelle Quote von weiblichen Vorständen in DAX Unternehmen genügt. Doch in meiner Branche (der Tech-Industrie) und speziell in dem Unternehmen, für das ich arbeiten darf, haben wir weitestgehend Parität hergestellt und auch ein Bewusstsein und eine Achtsamkeit, darüber zu reden, sollte dies einmal nicht so sein.

Ich erlebe das als sehr bereichernd und positiv. Persönlich berichte ich in meiner Reporting Line nun schon seit über 10 Jahren an weibliche Führungskräfte. Für mich ist das Normalität.

Wie gehen Sie persönlich gegen (unbewusstes) Stereotypisieren vor?

Da ich zu den Menschen gehöre, die nicht einmal im entferntesten daran denken, Menschen in Schubladen oder Rollenmuster zu stecken, sehe ich die Gefahr, dass der Thematik zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, gerade wenn man in seiner eigenen Bubble lebt. Daher gehören Diskussionen, Weiterbildungen, spezielles Coachen und Fördern sowie gezielte politische Aktivität und immer ein wachsames Auge in Bezug auf Ungerechtigkeit und Diskriminierung zu meiner täglichen Routine.

Es gilt aus Überzeugung zu handeln und nicht nur zu reden. Dafür stehe ich ein.