Advance Whitepaper 2-2022 Kind oder Karriere? Die Schweiz im unnötigen Dilemma - We advance

Whitepaper 2-2022: kind oder karriere? die schweiz im unnötigen Dilemma

Advance und McKinsey spannen zusammen, um die weitreichenden Implikationen von Karriereunterbrüchen und Teilzeitarbeit bei Frauen zu beleuchten. Neben der Analyse des Status Quo liefert das Whitepaper konkrete Handlungsempfehlungen für Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen.

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Die berufliche Laufbahn der meisten Frauen ist von Unterbrechungen geprägt. Der häufigste Grund dafür: die Geburt eines Kindes. Danach geht es kaum noch aufwärts. Dabei könnte eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen das Wirtschaftswachstum der Schweiz beschleunigen: Würden Schweizer Frauen nach der Geburt eines Kindes im gleichen Umfang weiterarbeiten wie etwa in Schweden, wo die weibliche Vollzeitbeschäftigungsquote bei 66% liegt, im Gegensatz zu 56.7% in der Schweiz, erhöhte dies das Schweizer BIP um 6% bzw. um 33 Mrd. CHF. Können wir es uns leisten, in Zeiten des Fachkräftemangels diese Ressourcen zu verschwenden?
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Das wichtigste auf einen blick

Die Studie von Advance und McKinsey basiert auf einer Umfrage mit rund 600 gut qualifizierten, berufstätigen Frauen in der Schweiz und wurde mit weiteren relevanten Forschungsergebnissen und Statistiken ergänzt.

Status quo hat hohen Preis

  • Gemäss der Umfrage erleben 83% der berufstätigen Frauen einen Karriereunterbruch von durchschnittlich 12 Monaten, über 70% davon nach der Geburt eines Kindes.
  • Entscheiden sich diese Frauen danach zu einer Teilzeit-Tätigkeit, hat das langfristige berufliche und finanzielle Folgen: So liegt das durchschnittliche Lebenseinkommen von Frauen derzeit 43% unter jenem der Männer, was sich auch auf die Altersvorsorge auswirkt und zu einem 35% tiefer liegenden Renteneinkommen führt.
  • Neben dem geringeren Verdienst macht den Frauen vor allem die Umsetzung der Work-Life-Balance zu schaffen.
  • Des Weiteren ist die Rückkehr sehr häufig auch mit dem Verlust von Führungspositionen, Verantwortung und der Unterstützung durch Mentoren und Förderer verbunden.

Alte Muster werden zementiert

  • Nach einer Unterbrechung wechseln gemäss Umfrage 57% der Frauen auf eine Teilzeitbeschäftigung, dies vor allem, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu gewährleisten.
  • Zum Vergleich: Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) arbeiten nur 18% der Schweizer Männer Teilzeit, und gemäss dem Gender Intelligence Report lediglich 5% in einem Pensum unter 80%.
  • Die sich daraus ergebende Diskrepanz in der Erwerbsteilhabe wirkt sich nicht nur negativ auf die Berufsaussichten und Finanzlage von Frauen aus, sondern zementiert überdies ihre Rolle als primäre Betreuungsperson. Zudem kann die geringere Erwerbskraft zu lebenslanger finanzieller Abhängigkeit vom Vollzeit-arbeitenden Partner führen.

Gut Positioniert

  • Eigentlich ist die Schweiz gut positioniert, um die Erwerbskraft von Frauen zu beflügeln.
  • Sie verfügt nicht nur über einen grossen Pool an hochqualifizierten Frauen, sondern auch über eine wachsende Zahl von Führungskräften in Unternehmen und im öffentlichen Sektor, die sich für den Ausgleich der Geschlechterdiskrepanz und für Diversität einsetzen.
  • Und nicht zuletzt kommt jetzt eine Generation von Frauen – und Männern –, die aus den Bahnen traditioneller Geschlechterrollen ausbrechen möchten.

Was gilt es zu tun?

Die Studie bietet konkrete Handlungsempfehlungen für Staat, Unternehmen und Individuen, um einen entscheidenden Schritt weiterzukommen.

Auf Bund-, Kanton- und Gemeindeebene etwa würde ein erweitertes, erschwinglicheres und flexibles Kinderbetreuungssystem Müttern ermöglichen, eine kürzere Berufspause einzulegen und schneller an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Eine Reform des Mutter- und Vaterschaftsurlaubs könnte die Notwendigkeit für Frauen verringern, zusätzliche unbezahlte Unterbrechungen in Anspruch zu nehmen und würde ihre Karrierechancen verbessern.

Unternehmen könnten gezielte Unterstützung beim Ausstieg und Wiedereinstieg von Müttern bieten sowie Alternativen zu den linearen, ununterbrochenen Aufstiegsmodellen schaffen. Auch bei der Unternehmenskultur liesse sich ansetzen, um etwa unbewusste Voreingenommenheit zu vermindern und die Entwicklung von unterstützenden Vorgesetzten zu fördern. Ausserdem könnten Unternehmen eine längere Elternzeit gewähren und Unterstützung bei der Kinderbetreuung anbieten – Massnahmen, die multinationale Unternehmen bereits erfolgreich umsetzen.

Kulturelle Initiativen: Rollenbilder lassen sich schwer abschütteln: 70% der Frauen geben in der Umfrage an, sich als berufstätige Mütter in der Schweiz stigmatisiert zu fühlen. Hier bedarf es einer gemeinsamen Initiative von Regierungen, Unternehmen, NGO, Medien und Hochschulen, um die Wahrnehmung der Rolle von Frauen und Müttern zu verändern, Vollzeit und vollzeitnahes Arbeiten von Müttern zu entstigmatisieren und Kinderbetreuung als gemeinsame Aufgabe in der Partnerschaft zu fördern. Es existieren bereits zahlreiche Studien, die den Mythos entkräften, Kinder berufstätiger Mütter seien weniger glücklich[1], und die Väter als «eine der besten, aber am wenigsten genutzten Ressourcen für die Entwicklung von Kindern» hervorheben.

Auf individueller Ebene schliesslich könnten sich Frauen bewusster auf die Unterbrechungen der Berufstätigkeit vorbereiten und dabei stets den Wiedereinstieg im Auge behalten. Auch Männer sind gefordert: Sie sollten auf eine gleichberechtigte Beteiligung an der Kinderbetreuung pochen und am Arbeitsplatz für ihre Rechte und Pflichten als berufstätige Väter einstehen.

Lösen wir das Dilemma – gemeinsam!

Es ist uns sehr wichtig, dass die Erkenntnisse dieser Studie möglichst viele Entscheidungsträger:innen erreichen. Denn nur gemeinsam können wir das Dilemma “Kind oder Karriere” lösen.

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Medienberichte

Die Zeitschrift “Annabelle” hat in der November-Ausgabe im Rahmen einer Medienpartnerschaft das Whitepaper aufgegriffen und ein Interview geführt mit den Herausgeberinnen der Studie Alkistis Petropaki, General Manager Advance und Anna Mattsson, Partner bei McKinsey & Company. “Im System gefangen”, so lautet der treffende Titel des wunderbar illustrierten Beitrags.
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“Die ausbleibende Gleichstellung hat ihren Preis”, titelt SRF 10vor10 in ihrer Reportage zum Thema. Spannender Beitrag – schauen Sie rein!
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